Der Einsatz von Wikis in Unternehmen ist auch in Deutschland auf dem Vormarsch. Vor einiger Zeit gab es bereits einen Blogbeitrag zum Thema Firmenwikis. Darin wurde unter anderem die MediaWiki kurz vorgestellt. Dieser Artikel befasst sich nun ausführlicher mit der MediaWiki und deren Einsatzzweck in Firmen. Aber ist die MediaWiki wirklich besser hierfür geeignet als andere Open Source Wikiprojekte?
Die MediaWiki erlangte deswegen so große Bekanntheit, weil es das WikiSystem ist, auf welchem die Wikipedia beruht. Sie ist in PHP geschrieben, nutzt als Datenbank MySQL und kann für die Suche auch Lucene einsetzen. Sie ist frei unter der GPL-Lizenz verfügbar und wurde Anfang 2002 unter dem Namen Phase II zum ersten Mal eingesetzt. Im Jahr 2003 kam es dann zur Umbenennung in MediaWiki. In den folgenden Jahren entwickelte sich die Wiki zu einem erfolgreichen OpenSource Projekt und wird von vielen Unternehmen und Organisationen (trotz mangelhafter Rechteverwaltung) zu Dokumenationszwecken gerne eingesetzt. Charakteristisch für die MediaWiki sind die Diskussionsseiten zu jeder Wikiseite und die eigene Benutzerseite, welche jeder angemeldete Benutzer erhält.
Welche Unternehmen MediaWiki einsetzen
Auf der Testimonial-Seite der MediaWiki sind Unternehmen wie Vistaprint, Novell oder Intel Corporation gelistet, welche die MediaWiki aktiv einsetzen. Auch Organisationen wie Mozilla.org bauen ihre Informationssammlung für die Verwaltung von Projekten auf die MediaWiki auf.
Nachteil: Zugangsbeschränkung
Wie ich eingangs schon erwähnt habe, besitzt die MediaWiki in der Standardinstallation eine mangelhafte Rechteverwaltung. Dies ist der Hauptnachteil dieses Systems. Sie ist durchaus als offenes WikiSystem geeignet. Möchte ein Unternehmen jedoch für bestimmte Bereiche Zugangsrechte definieren, ist dies mit der MediaWiki nicht möglich. Dieses Manko ist für viele Firmen unwissentlich ein KO-Kriterium.
Die MediaWiki macht für ein Unternehmen in der Standardinstallation dann Sinn, wenn dieses plant das Wiki als offenes Wissensportal einzusetzen, weil sich die Rollenverteilung nur auf die Benutzergruppen anonymer Benutzer, angemeldeter Benutzer, Administrator aufteilt. Das muss jetzt nicht unbedingt schlecht sein. Weil im Prinzip sollte ein Wiki so offen wie nur möglich und dadurch so unkompliziert wie nötig gestaltet sein. Für viele Unternehmen ist jedoch aufgrund der Unternehmensstruktur ein geschlossenes System sinnvoller. In dem Fall sollte man entweder ein entsprechendes Zusatzplugin installaieren oder auf ein anderes Wiki-System ausweichen.
Vorteil: Einfache Bedienbarkeit
Da die Usability ein wichtiges Kriterium (nicht nur für ein Wikisystem) ist, kann man getrost zur MediaWiki greifen. Ein wichtiger Vorteil ist nämlich die einfache Nutzung des Systems. Die Wikisyntax hat sich allein schon durch die Bekanntheit der Wikipedia vielfach bewährt und ist somit der breiten Öffentlichkeit bekannt. Zwar besitzt die MediaWiki standardmäßig keinen WYSIWYG-Editor, dafür ist die Wikisyntax relativ schnell und einfach erlern- und einsetzbar und kann notfalls durch die Integration von Plugins mit einer visuellen Oberfläche ausgestattet werden.
Beispiele: MediaWiki Syntax
[[Hyperlink]]
== Überschrift Ebene 2 ==
'''fett'''
''kursiv''
MediaWiki Plugins
Die Anzahl der inzwischen erhältlichen MediaWiki Plugins ist enorm. Sieht man sich auf der Extensionseite genauer um, findet man für fast jeden Anwendungsfall ein mögliches Plugin. So liese sich auch das häufig monierte Problem mit der Zugriffskontrolle und dem WYSIWYG-Editor in den Griff bekommen. Mehr als 2,121 MediaWiki Plugins sind mittlerweile dort gelistet.
Was eigentlich schon zeigt, dass ein großer Vorteil der MediaWiki in der unglaublichen Erweiterungsmöglichkeit liegt. Nicht ganz ohne Grund ist die MediaWiki eines der am weitesten verbreiteten OpenSource Wiki-Systeme. Es gibt für fast jeden Einsatzzweck ein geeignetes Plugin. Eine Tatsache, die viele Artikel, die einen Vergleich der MediaWiki mit anderen Wikis anstellen, nicht oder nur am Rande erwähnen.
Die MediaWiki im Vergleich
Im Jahr 2011 haben Mitarbeiter der Pumacy Technologies AG die Studie Die Qual der Wiki-Wahl – Wikis für Wissensmanagement in Organisationen (PDF-Dokument zum Abstrakt) erstellt. Aus dieser Studie ist folgendes Informationsbild entnommen, welches die einzelnen WikiSysteme miteinander vergleicht. Die Vergleichspunkte der einzelnen Wikis waren unter anderem auch Benutzerfreundlichkeit, Recherche, Strukturierung und Validierung von Wissen.
Der Blick auf die Übersichtsgrafik zeigt schon sehr schön, dass die MediaWiki vor allem ein dickes Minus bei der Zugriffssteuerungsliste (Access Control List) erhalten hatte. Hierbei handelt es sich um eine Software-Technik, mit der Betriebssysteme und Anwendungsprogramme Zugriffe auf Daten und Funktionen eingrenzen können. Ein Punkt, der von allen anderen Wiki-Systemen standardmäßig abgedeckt wird. Die stark eingeschränkte Rechtevergabe war schon damals nicht wirklich ein Thema, da sie sich nachträglich mit Plugins beheben liese. Mittlerweile gibt es auch für die MediaWiki eine Access Control List extension (ACLe), welche nun auch diesen Misstand nachträglich aufhebt.
Unser Fazit
Die MediaWiki ist wohl das bekannteste Wikisystem. In der Standardinstallation ist es als geschlossene Firmenwiki eher nicht geeignet. Es bedarf der Installation von zusätzlichen Plugins, um das System an die firmeninternen Bedürfnisse anzupassen. Die Auswahl der verfügbaren Plugins ist enorm. Deswegen ist hier vorab ausreichend Recherchearbeit nötig hinsichtlich der benötigten Erweiterungen. Mit der MediaWiki hat man jedoch ein flexibles Wikisystem im Einsatz, dessen Bedienbarkeit sich in der breiten Öffentlichkeit bestens bewährt hat. Vorab sollte also erst einmal klar sein, wofür die MediaWiki im Unternehmen genau eingesetzt werden soll und ob andere Wiki-Systeme eventuell besser geeignet sind. Wichtig ist vor allem auch festzulegen, wer die Installation, Administration und Pflege übernimmt und sich für die erfolgreiche Einführung der Wiki im Unternehmen einsetzt.